Februar 2021 (Weinheimer Nachrichten) Jubiläumskonzert zum 150-jährigen Bestehen soll nachgeholt werden / Sorgen wegen des hohen Altersdurchschnitts
Laudenbach. Es ist fast auf den Tag genau ein Jahr her, als der Singverein Laudenbach mit einer Matinee in sein Jubiläumsjahr zum 150. Bestehen des Chors starten wollte. Sie fand auch noch statt, bestätigt Mitglied Herbert Bangert im WN-Gespräch: „Es war eine Riesenveranstaltung.“
Doch danach war Schluss, die Corona-Beschränkungen ab März machten den Rest des vollgepackten Vereinskalenders so gut wie platt. Ein Jubiläumskonzert fiel ebenso ins Wasser wie Liederabend und Freundschaftssingen im Oktober sowie das Musikfest in Überlingen, zu dem die Mitglieder reisen wollten, um eine Jubiläumsmedaille in Empfang zu nehmen. 2021 begann danach nicht etwa traditionell am Dreikönigstag mit der Hauptversammlung, sondern mit der schlechten Nachricht, dass dem Männerchor 1890 Sulzbach das Ende bevorsteht.
„Das hat mich ein bisschen geschockt“, sagt Singvereinsvorsitzender Friedhelm Stiller. Er habe sich gefragt, „kann das auch uns passieren?“ Die nüchterne Antwort lautete: „Klar, das steht immer im Hintergrund.“ Schon wegen des großen Problems vieler Chöre, des hohen Altersdurchschnitts. „Mindestens zwei Drittel“ der Sänger seien über 65, viele davon jenseits der 80. Bangert nennt weitere Zahlen von Kassenwart Norbert Luber: 176 Personen gehören dem Verein an, 20 singen im Frauen-, 49 im Männerchor.
2019 stiegen einige Neue als Projektsänger in die Vorbereitungen zum Jubiläumsjahr ein. Bangert wurde zum Leiter des Jubiläumsausschusses bestimmt und arbeitete am Programm für das große Konzert: Viel anspruchsvolle Literatur sei dabei gewesen. Aber das war kein Problem. Anfang 2020 waren wir richtig im Saft“, sagt er und meint den Zusammenklang des Chors, geschult und verfeinert durch regelmäßige Singstunden. Nach der Absage wurde der Temin auf diesen Sommer verschoben.
Allerdings gibt Stiller zu bedenken, brauche man einen Vorlauf von mindestens einem Vierteljahr, um sich angemessen vorbereiten zu können.
Auch Bangert sieht diesen Termin deshalb schon in Gefahr. Dennoch werde geplant, „so Gott und die Pandemie es zulassen“, erklärt Bangert: „Wir werden alles unternehmen, um die Leute wieder zusammenzubringen, aber wir wissen nicht, ob das klappt.“
Stiller schätzt die Stimmung mancher Sänger als skeptisch ein: Gerade wer älter oder krank sei, wolle „auf keinen Fall zu früh loslegen“. An Mitgliederwerbung war nicht zu denken, im gesamten Jahr 2020 kam niemand mehr dazu. Dazu blieben noch die Einnahmen aus der Kerwe-Straußwirtschaft aus, die einen wichtigen Posten im Haushalt ausmachen.
„Unser Vermögen fließt ab“, seufzt Stiller. Doch gibt es Hoffnungsschimmer. So stehe der Verein noch immer auf einer guten finanziellen Basis. Ein Chorleiter-Honorar muss derzeit nur zur Hälfte bezahlt werden, zudem ist die Pacht, die die Gemeinde für das Vereinsheim erhebt, mit zehn Euro pro Jahr nur ein symbolischer Betrag. Allerdings sind die Sänger verpflichtet, das Gebäude zu unterhalten. Das Wurde getan: Im Spätjahr ersetzte eine Gruppe fleißiger Helfer die alten Türen und Fenster durch neue.
Außerdem wurde ein Installateur beauftragt, eine leistungsstarke Abluftanlage einzubauen. Der Vorstand habe sich beraten lassen, erklärt Stiller, und sich für ein Gerät entschieden, das die komplette Raumluft austauscht: „Damit sich unsere Sänger sicher fühlen können.“
Billig ist das trotz Eigenleistung nicht, Fenster, Türen und Lüftung kosten 8000 Euro. Allerdings gewährt der Badische Chorverband einen Zuschuss von 3500 Euro.
Nun blickt man im Verein hoffnungsvoll auf die kommenden Monate. Im April ist der Singverein Gastgeber für den Kreissängertag und bislang wackelt dieser Termin noch nicht.
Und dann ist da noch die Geselligkeit, die allen fehlt. Er werde immer wieder darauf angesprochen, wann es weitergehe, weiß Stiller: „Es ist eine gewisse Sehnsucht nach Gemeinschaft da.“ stk
Es war die letzte Großveranstaltung beim Singverein Laudenbach: die Matinee anlässlich des 150-jährigen Bestehens im Festsaal der Sonnbergschule. Danach kam Corona und alle weiteren Festivitäten wurden abgesagt. BILD: PHILIPP REIMER